Der Mann im Garten.

von Boris Poniewas

Es stand ein Mann im Garten
und wollte auf seine Frau warten.
Doch seine Frau kam nicht mehr,
denn seine Frau war nicht mehr.
Sie war schon vor langer Zeit gegangen,
der Mann wollte immer noch seine Frau empfangen.
Deswegen ging er lange Zeit an jenen Ort,
er musste feststellen, seine Frau war nicht dort.
So machte er es an jedem Tag,
das machte auch sein Leben hart.

 

Traurig stand der Mann im Garten,
er wollte bloß auf seine Frau warten.
Sie war weg und das für immer,
den Ring trug er noch am Finger.
Wie viele Jahre waren sie glücklich zusammen,
aber seine Frau war einfach gegangen.
Seine Frau war fort für immer und für ewig.
Gott sei ihrer Seele bitte gnädig!
Seine geliebte Frau wurde irgendwann krank und schwach
und lag am Ende viele Wochen flach,
bis eines Morgens der Sensenmann kam
und seine geliebte Frau mit in den Himmel nahm.

 

Wie sehr er seine Frau vermisste!
Nun liegt sie zwei Meter unter der Erde in einer Kiste.
Sie ist im Himmel, vielleicht geht es ihr dort gut,
ihre Gebeine nur in der Holzkiste ruhen.
Ihre Seele aber ist dort oben,
zum Herrn in den Himmel geflogen.
Er konnte es nicht ertragen.
Wie oft wollt er seiner Frau sagen,
wie sehr er sie liebte,
schließlich hoffte er immer, dass sie den Krebs besiegte.
Das tat sie leider nicht.
An den Tag, als sie starb, sein Herz zerbricht.

 

„Ich habe es ihr nie gesagt.
Wie sehr mein Herz sich jetzt nun plagt!
Ich wollt, ich konnte es ihr sagen
damals an jenen Tagen.
Jetzt ist es leider vorbei,
das finde ich nicht ganz einwandfrei.
Ich tue Sie jetzt noch vermissen
und wünschte, sie würde das wissen.
Ich habe sie so geliebt.
Ich hoffe, dass sie mir vergibt.“

 

Diese Worte dachte er täglich
und fand es auch unerträglich.
Das hatte an ihm so sehr genagt,
dass er ihr diese Worte nicht hat gesagt.
Drei Jahre sind seitdem vergangen
und der Mann hat sich immer noch nicht gefangen.
Er ist traurig wie an jenem Tag,
als seine Frau in seinen Armen starb.


Der Mann dachte, dass der Schmerz mit der Zeit vergeht.
Diesen Wunsch nahm er mit in sein Gebet.
Das tat es nicht
und er dachte, dass er an dem Schmerz zerbricht.
Darum ging der Man in den Garten,
wo er und seine Frau oft verharrten.
Sie hatten viel Freude und lachten auch viel,
das war, was den beiden gefiel.
Dort waren sie glücklich in all den Jahren,
nun ist der Mann ganz alleine. Das konnte ihm keiner ersparen.
Ihre Stimme und ihren Geruch hatte er langsam vergessen,
ihr Aussehen und ihr Lachen hingegen war unvergessen.
Er schaut sich oft die alten Fotos an,
wenn er sie sieht, er sich vor Traurigkeit kaum halten kann.
Der Schmerz sitzt so tief wie an jenen Tag,
als sie an Krebs im Sterben lag.
Sein Schmerz war unerträglich.
Sich sein Leben zu nehmen, versagte kläglich.
Keinen Tag blieb der Mann in seiner Spur,
er lebte nicht, er funktionierte nur.
Mit Alkohol völlig zugeschüttet
war sein Leben ganz zerrüttet.

 

Irgendwann machte der Mann eine Tour
und fuhr zur Genesung in die Kur.
In den folgenden Jahren wurde es für den Mann aber besser.
Das lag nicht an der Kur, sondern an Vanessa.
Vanessa glich seiner Frau fast aufs Haar,
das fand der Mann wirklich wunderbar.
Vom Wesen war sie wie seine Frau,
ihr Auftreten stimmte haargenau.
Eigentlich wollte der Mann sich niemals mehr verlieben,
dann hatte ihm das Schicksal eine neue Frau in die Arme getrieben.
Das Schicksal meinte es gut
und der Mann schöpfte neuen Lebensmut.
Im Laufe der Zeit bemerkte er wie gern Vanessa im Garten war,
dadurch wurde ihm plötzlich eines klar:
Diese Frau hat ihm der Herrgott gebracht,
nur der Herr hat eine so große Macht.
Dass er irgendwann ihm sein Leid abnehmen kann.
Der Mann konnte sein Glück nicht fassen,
wollte er es dabei belassen.
Verluste muss ein jeder im Leben erleben.
Trotz des ganzen Schmerzes darf man nicht einfach aufgeben.
Einer erlebt den Verlust früh, ein anderer spät.
Mit Verlust kommt Veränderung. Auf die muss man sich einstellen, bevor nichts mehr geht.
Ob es gut ist oder nicht, weiß man erst hinterher.
Was bleibt, ist Erfahrung. Die nimmt dir keiner mehr.
Menschen kommen und gehen,
einige bleiben nur kurze Zeit, andere viele Jahre bestehen.
Beklagt man einen Verlust,
hat man erst einmal Frust.
Man verspürt den Schmerz, die Trauer,
vielleicht ist man sauer,
auch wütend, enttäuscht, entsetzt sogar,
Das bleibt nicht immer so. Das ist eigentlich jedem klar.
Nenn es Fügung, Gottes Macht, Schicksal oder Lebensbann,
eines ist sicher: Dass man an Problemen wachsen kann.
Sind es Herausforderungen oder Prüfungen auf dem Weg des Lebens,
die Mühe, die du auf dich nimmst, ist keinesfalls vergebens.
Die Erfahrungen, die du im Leben gewinnst, ist deiner Seele Ernte.
Es ist die Erfahrung, von der ein jeder Mensch lernte.
Jeder Mensch auf Gottes Erden hat einmal große Beschwerden,
das eine oder andere Leid.
Dann kommt das Licht, das einen befreit.
Die Aufgaben sind es, an denen der Mensch wächst,
es kommt meist unverhofft Hilfe, wenn du in größter Not steckst.
Diese Hilfe lässt auf sich warten oder kommt plötzlich auf einem zu.
Das Wichtige daran ist, du lässt die Hilfe wirklich zu.

 

Und die Moral von der Geschicht: Wirst du verlassen,
musst du irgendwann neuen Lebensmut fassen.
Es hilft nicht die Flucht in irgendeine Sucht.
Wenn du denkst, es geht nicht mehr, bringt dir das Schicksal eine Hilfe her.